Praxis für ZahnMedizin |
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Tulus & Tulus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Fall Nr. 11
Patient:
H.R. geb. 1963, Postbeamte Behandler:
Dr. Gabriel Tulus Anliegen:
Durchführung endodontischer Behandlung am Zahn 36 (Überweisungspatient) Allgemeinmedizinische
Anamnese –
unauffällig Zahnmedizinische
Anamnese –
der Patient stellte sich mit Schmerzen bei seiner Hauszahnärztin
vor. Nach Durchführung einer Notfallbehandlung wurde mir
der Patient überwiesen. Nach Rücksprache mit der Hauszahnärztin
wäre es ihr nicht möglich gewesen, alle Wurzelkanäle
darzustellen und die Blutung aus dem „Zahn“ (sie war bei
der Aussage unsicher ob die Blutung aus einem Wurzelkanal
oder einer Perforation des Bodens entstand). Sie habe die
gefundenen Wurzelkanäle aufbereitet, eine medikamentöse
Einlage mit CHKM im Zahn belassen und einen festen Verschluß
appliziert. Eine Röntgenaufnahme wurde weder vor noch nach
dieser Erstbehandlung angefertigt. Der Patientenangabe
zufolge seien die Schmerzen nach der ersten Sitzung
abgeklungen. Zahnmedizinische
klinische Untersuchung: Ø
Zahn 36 mit
einer intakten Kompositfüllung Ø
Leichte
axiale Perkussionsempfindlichkeit Ø
Keine
Lockerung, kein Parodontalbefund (Sondierungstiefe 2 mm),
keine Schwellung, keine Fistelgänge Ø
Nachbarzähne
mit normalen Reaktion Zahnmedizinische
röntgenologische Untersuchung (Bild 1): Ø
Röntgenopaque
superfizielle Füllung mod Ø
Pulpakammer
großzügig aufbereitet Ø
Verdacht
auf sehr enge oder sogar obliterierte Wurzelkanäle Ø
Verdacht
auf Perforation des Pulpakavumbodens Diagnose: Ø
Zustand
nach alio-loco angefangener endodontischer Behandlung Ø
Verdacht
auf Perforation des Pulpakavumbodens Therapie – endodontische Behandlung des Zahnes 36 und ggf. Abdichtung der Perforation Sitzung
1 – 29.10.2002 Ø
Entfernung
der Kompositfüllung unter Kofferdam und ausgiebige Spülung
mit NaOCl 3% Ø
Darstellung
und koronale Erweiterung der Kanaleingänge unter OPM. Dabei
wurde auch die vermutete Perforation entdeckt (Bild 2) Ø
Es stellte
sich ein c-förmiges Kanalsystem dar Ø
Behandlung
der Perforation mit MTA (Bild 3) Ø
Medikamentöse
Einlage mit Calxyl Ø
Provisorischer
Verschluss mit Cavit Sitzung 2 – 05.11.2002Ø
Zahn
symptomlos Ø
Kontrolle
der MTA Abdichtung und vorsichtige Entfernung der Überschüsse
unter OPM Ø
Sondierung
der Wurzelkanäle, elektrometrische Bestimmung der Arbeitslänge
und Röntgenmessaufnahme (Bild 4) unter Berücksichtigung
der zunächst elektrometrisch ermittelten Arbeitslänge Ø
Aufbereitung
der Kanäle mit Ni-Ti Feilen FlexMaster und Pro-Taper nach
der Crown-Down Technik angetrieben von Endo-Stepper Motor Ø
Erneute
elektrometrische Überprüfung der Arbeitslänge Ø
Spülung
mit erwärmter NaOCl 5% Lösung jeweils 2 ml pro Kanal nach
jedem Instrumentenwechsel Ø
Anschließende
Spülung mit Chlorhexamed 1% jeweils 5 ml pro Kanal und EDTA
17% Ø
Überprüfung
mit Verifier der zu verwendenden Obturatoren für die
Wurzelfüllung Ø
Überprüfung
der Säuberung (Bild 5) und anschließende Trocknung mit
sterilen Papierspitzen Ø
Die
Wurzelkanalfüllung erfolgt thermoplastisch mit Soft-Core
Obturatoren und AH-Plus. Ø
Röntgenkontrollaufnahme
(Bild 6) Ø
Adhäsiver
Verschluß mit Komposit Kontrolle
nach einem Jahr - 26.01.2004: Stabile
klinische Situation, keine Symptomatik. Die durchgeführte Röntgenkontrolle
ergibt keine Anhaltspunkte für pathologische Veränderungen
(Bild 7). Epikrise: Die
unter Zeitdruck ohne die vorherige Beurteilung eines Röntgenbildes
durchgeführte Schmerzbehandlung im Zusammenhang mit der
komplexen Kanalanatomie, führten vermutlich zur Perforation
des Pulpakammerbodens. Bei dieser etwas seltenen
Kanalkonfiguration ist die Behandlung unter OPM von enorm
großen Vorteil. Die
Abdichtung der Perforation mit MTA erscheint erfolgreich zu
sein, da die angefertigte Röntgenaufnahme wie die
Parodontalsondierung im Rahmen des Recalls keine
Anhaltspunkte für pathologische Veränderungen zeigen. Es
wurde in der ersten Sitzung auf eine Aufbereitung der
Wurzelkanäle vezichtet, um einerseits eine bakterielle
Inokulation des Parodontiums durch die Perforation zu
vermeiden und andererseits die Abbindezeit des MTA Zements
zu beachten. Es wurde demzufolge lediglich eine medikamentöse
Einlage mit Calxyl in den leicht alio-loco bereits
aufbereiteten Wurzelkanalanteilen appliziert. Bei
der Wurzelfüllung wurde eine Hybridtechnik verwendet, die
von Ben Johnson empfohlen wurde. Zunächst erfolgte die
apikale Abdichtung mit jeweils einem passenden Obturator.
Nach Erhärtung der Guttapercha wurde mit erwärmten
Spreadern lateral kondensiert und mit weiteren Obturatoren
abgefüllt. Technische
Daten der durchgeführten Wurzelkanalbehandlung:
Apikale
Aufbereitungsgrößen:
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